Die Geschichte der Musikkapelle Oberbozen
Der Beginn:
„Es war ein ehrgeiziges Unterfangen, damals im Jahre 1926, praktisch aus dem Nichts heraus, eine Kapelle zur Pflege der Musik, aufzubauen.“, so schrieb Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder im Vorwort der Festschrift zum 75-Jahr-Jubiläum der Musikkapelle Oberbozen im Jahre 2001. Die Gründung der Kapelle fällt in die Zeit der beginnenden faschistischen Diktatur in Italien und war sicherlich nicht besonders einfach. Vielleicht wurde die Kapelle in Verbindung mit dem aufkommenden Fremdenverkehr in Oberbozen gegründet. Da aber aus ungeklärten Gründen keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Gründung als solche aufzufinden sind kann man sich über Anlässe der Gründung nur auf mündliche Aussagen des am 9.4.2008 verstorbenen Gründungsmitglieds Herrn Karl Ramoser, Hoferbauer, stützen. Wesentlich untermauert werden die Aussagen von den Aufzeichnungen des Chronisten Toni Treibenreif, welcher im Jahre 1948 mit den schriftlichen Aufzeichnungen begonnen hat. Diese stützen sich wiederum auf Aussagen damals noch lebender Mitglieder der Kapelle.
Die Fraktion Oberbozen hatte damals an die 300 Einwohner und jeder, der ein Instrument beherrschte, wurde aufgefordert mitzumachen. Mit rund 13 Musikanten rückte die Kapelle am Kirchtags-Sonntag im Jahre 1926 zum ersten Mal aus und feierte ihren musikalischen Einstand.
Mit verschiedenen Bällen und Konzerten und mit Beiträgen verschiedener Gönner vermochte es die Musikkapelle Oberbozen auch Instrumente und eine Uniform anzuschaffen. Auch beteiligte sie sich im Jahre 1933 an einem Musikwettbewerb in St. Pauls und konnte mit dem Marsch „Dem Lenz entgegen“ in der II. Kategorie mit dem II. Preis ihr musikalisches Können unter Beweis stellen.
Der 2. Weltkrieg:
Das blühende Vereinsleben wurde bald durch die politischen Umstände getrübt. Die faschistischen Machthaber vereinnahmten alle kulturellen Tätigkeiten zum Eigennutz und so musste auch die Kapelle die „Marcia reale und Giovinezza“ einstudieren und in Bozen aufführen. Aufgrund der Optionsvereinbarung und mit dem Erlass des faschistischen Dekretes zum Verbot der Kapellen wurde die Kapelle im Winter 1939 aufgelöst.
Der Neubeginn im Jahr 1946:
Am 19. Mai wurden alle Musikinteressierte ins Gasthaus Rittnerhof geladen um einen Neubeginn zu wagen und die Kapelle wieder ins Dorfleben zu rufen. 18 Mitglieder der alten Kapelle waren ebenfalls anwesend und vertrauten das Schicksal der Kapelle einem neugewählten Ausschuss an. Auch mit der Ausbildung von Jungmusikkanten wurde wieder begonnen und im Jahre 1950 wurde die heutige Halbtracht eingeführt und löste die Schützenuniform ab. Im Jahre 1951 konnte dann nach mehreren Höhen und Tiefen in der Vereinsgeschichte voller Stolz das 25 – Jahr – Jubiläum gefeiert werden. In den Folgejahren wurde das Musikalische groß geschrieben und so gelang es der Kapelle trotz mehrerer Kapellmeisterwechsel immer wieder bei Musikwettbewerben mitzumachen. Auch wurde 1966 die heutige Volltracht mit Lederhose angeschafft und bereits im Jahre 1974 hatte der damalige Obmann Lorenz Hermeter die „Schneid“ Mädchen in die Kapelle aufzunehmen. So war Luise Prast die erste Musikantin am Ritten die in einer Musikkapelle musizierte.
Zum 50. Geburtstag der Kapelle im Jahre 1976 wurde die Vereinsfahne geweiht, die bis heute die Spitze der der Marschformation bildet.
Die Gegenwart:
Heute bemüht sich die Kapelle alte Traditionen und Tiroler Kultur beizubehalten und den Erhalt der Tracht zu sichern. Mit viel Feingefühl wird die Jugend an das Musizieren und Leben in der Kapelle herangeführt und sichert sich somit den Fortbestand der jungen Kapelle. Durch die ausgezeichnete Arbeit der Musikschulen in unserem Land ist es auch möglich anspruchsvolle Musikliteratur aufzulegen. So werden zum Beispiel bei Wiesenfesten traditionelle Märsche, Polkas und Walzer gespielt und für Saal- und Freiluftkonzerte versteht es unser Kapellmeister klassische Werke gekonnt mit modernen Werken zu kombinieren, sodass jedes Konzert für Sie und uns zu einem musikalischen Highlight wird.